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Wie fair ist meine Bank? Faktencheck 2.0
Der Fair Finance Guide Deutschland weitet Analyse deutscher Geldhäuser aus
Berlin (15.11.2016) - SPERRFRIST 11:00 - Nach der Vorstellung der ersten, detaillierten Analyse deutscher Bankenrichtlinien zu ökologischen und sozial-gesellschaftlichen Aspekten sowie der Art der Unternehmensführung (ESG) im März diesen Jahres stellt der Fair Finance Guide Deutschland heute in Berlin sein zweites, aktualisiertes und erweitertes Untersuchungsergebnis vor.
Das Ergebnis: Die GLS Bank und Triodos liegen weiter an der Spitze, Neueinsteiger Postbank nimmt den letzten Platz ein. Vergleichsweise schlecht steigt auch die zweite, neu untersuchte Bank, die HypoVereinsbank (UniCredit Deutschland), ein und belegt nur Rang 7 der 10 untersuchten Geldinstitute. Die Pax-Bank hingegen, die bei der ersten Untersuchung noch die schlechteste Bewertung erhielt, machte den größten Sprung auf Platz 4, hinter die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank). Unter den konventionellen Großbanken ist die Commerzbank nach wie vor bestplatziert und liegt vor der Deutschen Bank, deren ESG-Selbstverpflichtungen sich aber auch spürbar verbessert haben. Die DZ Bank und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bleiben gleich platziert.
Obwohl laut einer forsa-Umfrage 72 % der Deutschen genau wissen wollen, wie Banken ihre Gelder verwenden, halten sich diese hierbei jedoch nach wie vor bedeckt, so lautet das Ergebnis der Analyse.
„Das ‚Schweigen der Bänker’ muss ein Ende haben“, fordert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der Nichtregierungsorganisation Facing Finance, die den Fair Finance Guide Deutschland koordiniert. „Solange Banken intransparent agieren oder sogar ihre eigenen Richtlinien unterlaufen, solange werden wir Bankkunden darüber informieren, ob ihre Gelder für Rüstungsprojekte, Klimazerstörung oder Steuerfluchtgeschäfte verwendet werden“, so Küchenmeister.
Gerade beim Thema Klimawandel haben sich die Banken am wenigsten bewegt bzw. schneiden durchschnittlich am schlechtesten ab. „Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet die LBBW aus dem grün/schwarz-regierten Baden-Württemberg über keinerlei Ausschlusskriterien in Bezug auf den hochgradig klimaschädlichen Energieträger Kohle verfügt“, sagt Sarah Guhr, Projektleiterin des Fair Finance Guide Deutschland und verweist darauf, dass die Selbstverpflichtungen der untersuchten Banken nicht ausreichen, um beschlossene Klimaziele umzusetzen.
Die wenigsten Berührungsängste in Bezug auf die Rüstungsindustrie zeigt die Deutsche Bank, was auch die Konzerntochter Postbank einschließt. „Die schlechte ESG-Performance der Postbank erklärt sich auch dadurch, dass sie sich öffentlich ausschließlich auf unverbindliche Universalstandards wie den UN Global Compact beruft“, erklärt Johanna Sydow von Germanwatch. Der Verweis der Bank auf interne Selbstverpflichtungen reicht nicht, da diese nicht öffentlich und damit in keinster Weise überprüfbar sind.
Auch beim Thema Steuern attestiert der FFG den Banken schlechte Noten mit Verweis auf mangelnde Richtlinien zur Vermeidung von Steuerflucht. Insgesamt tauchen laut Medienberichten 28 deutsche Geldinstitute in verschiedenen Zusammenhängen in den Panama Papers auf, darunter auch die Commerzbank, die Deutsche Bank, die DZ Bank, die LBBW und die HypoVereinsbank.
„Für die genossenschaftlichen bzw. öffentlich-rechtlichen Institute DZ Bank und die LBBW lassen sich nur geringfügige Verbesserungen feststellen, sie stagnieren auf den hinteren Plätzen“, kritisiert Antje Schneeweiß von SÜDWIND. Grundsätzlich nimmt der FFG jedoch positiven Einfluss auf die Branche. „In sieben Fällen wurden von Banken verbesserte Nachhaltigkeitsrichtlinien veröffentlicht, die größtenteils auf das Engagement des FFG und den intensiven Dialog mit den Banken zurückzuführen sind“, betont Mario Dziamski von Rank a Brand.
Facing Finance und die Kooperationspartner im FFG werden ihre Zusammenarbeit auch in den kommenden Jahren fortsetzen und ausweiten. Ebenso ist vorgesehen, anhand von öffentlich zugänglichen Fallstudien weiterhin kontinuierlich zu prüfen, ob Banken ihre ESG-Richtlinien einhalten.
Ziel des Fair Finance Guide Deutschland ist es, für VerbraucherInnen mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle besser beurteilen zu können. Hierfür wird den BankkundInnen das anhand von 250 Kriterien detailliert recherchierte und frei zugängliche ESG-Bewertungsportal (www.fairfinanceguide.de) zur Verfügung gestellt.