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Offener Brief zum Thema Sustainable Finance an Brüssel und Berlin

16./17. April 2018 - Ein breites Bündnis von Finanzakteuren, Wissenschaftlern sowie Organisationen der Zivilgesellschaft und der Kirche formuliert konkrete Forderungen an die handelnden politischen Akteure auf europäischer und deutscher Ebene. Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) hat die Weltgemeinschaft wichtige und dringend notwendige Entscheidungen für eine nachhaltigere Entwicklung für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft getroffen. Es ist höchste Zeit, die notwendigen Schritte zur Erreichung dieser Vereinbarungen nun auch in die Tat umzusetzen. Der Finanzindustrie kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn Banken und Investoren haben mit der bewussten Steuerung von Geldströmen einen enormen Einfluss auf die nachhaltige Transformation der Gesamtwirtschaft und vieler gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.

Richtigerweise arbeiten sowohl die EU-Kommission als auch das Europäische Parlament aktuell an verschiedenen Gesetzgebungsinitiativen (wie dem „Action Plan: Financing Sustainable Growth“), die konkrete und weitreichende Vorschläge beinhalten, wie die Finanzwirtschaft ihren notwendigen und wichtigen Beitrag leisten und gleichzeitig zu Stabilität beitragen kann.

Ziel des offenen Briefes

Die Initiatoren und Unterzeichner dieses Briefes begrüßen die aktuelle Dynamik zum Thema Sustainable Finance. Sie sehen bereits eine Vielzahl von notwendigen und wichtigen Aspekten in den aktuellen Initiativen berücksichtigt, bei denen jeweils in den nächsten Wochen entscheidende Schritte anstehen. Daher werden die handelnden politischen Akteure auf europäischer sowie auf deutscher Ebene darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und bereits angedachte, weitreichende Veränderungen nicht mehr aufzuweichen. Bei einigen wichtigen Punkten sehen sie allerdings noch zusätzlichen und dringenden Handlungsbedarf, da sie bislang noch nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Hier die jeweils wichtigsten Punkte zu den adressierten Themenfeldern in Kürze:

1. EU-Klassifizierungssystem zur Definition von Sustainable Finance - nicht nur Green Finance: Die EU-Kommission will richtigerweise im ersten Schritt eine solche Systematik ein-führen, da sie als Grundlage für viele weitere Maßnahmen erforderlich ist. Bei dem Prozess sollte der Fokus aber nicht zunächst nur auf den Klimawandel gelegt werden, sondern von Beginn an ein umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis zu Grunde legen, um die Auswirkungen von finanziellen Aktivitäten sowohl auf ökologische wie auch soziale Themen zu berücksichtigen. Eine entsprechende Orientierung hierfür können die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen sein.

2. Treuhänderische Pflichten und verstärkte Nutzung von Stimmrechten: Der verantwor-tungsvolle Umgang mit den Mitteln von Dritten erfordert zwingend, ESG-Aspekte in den Ent-scheidungsprozess für Investitionen einzubeziehen und gegenüber den Investoren transparentzu machen, denn jede Investition hat neben der finanziellen auch eine gesellschaftliche Wirkung. Aktuell wird dies in den einschlägigen Bestimmungen noch nicht ausreichend berücksich-tigt und bestimmte Nachhaltigkeitsstandards müssen in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Geldanlage wirksam werden. Die Verantwortung der Investoren gegenüber Gesellschaft und Umwelt drückt sich auch in einer aktiven Nutzung ihrer Einflussmöglichkeit im Zuge von Stimmrechtsausübungen aus.

3. Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken, verstärkte Transparenz und weiterentwickel-te Finanzmarkt-Regulierung: Zur Schaffung von Transparenz sind weitere Schritte zur um-fassenden und einheitlichen Offenlegung von ESG-Risiken bei Finanzinstituten und zu den Aus-wirkungen ökonomischer Prozesse auf Gesellschaft und Umwelt erforderlich. Diese Risiken müssen auch durch unterschiedliche Eigenkapitalanforderungen für nachhaltige und nicht-nachhaltige und somit auch volkswirtschaftlich schädliche Wirtschaftsweisen, Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang ist die Regulierung der Finanzwirtschaft weiterzuentwickeln – was aber nicht mehr, sondern eine bessere Regulatorik bedeutet.

4. Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten in die Mandatierung der europäischen Aufsichtsbehörden: Im Rahmen dieser bereits geplanten Maßnahmen sollen unter anderem sys-tematisches Kurzfristdenken ausgeschlossen und umfassende Nachhaltigkeitsaspekte auch in den Bereichen Risikomanagement und -minimierung betrachtet werden.

Den kompletten Brief mit allen Forderungen, die in der weiteren Umsetzung berücksichtigt werden sollten, finden Sie hier

Initiatoren und Unterzeichner des offenen Briefes

Der offene Brief repräsentiert eine Vielzahl von Finanzakteuren, Wissenschaftlern sowie Organisationen der Zivilgesellschaft und Kirche, die mit einer gewichtigen Stimme aus Deutschland dazu aufrufen, nachhaltige Themen in den aktuellen Gesetzgebungsverfahren möglichst weitgehend zu berücksichtigen. Die Unterzeichner des Briefes aus dem Finanzsektor repräsentieren ein Finanzvolumen von über 150 Mrd. Euro.

Initiatoren des Briefes

  • CRIC e.V.
  • Germanwatch e.V.
  • Institute for Social Banking e.V.
  • Invest in Visions GmbH
  • Hannoversche Kassen
  • Triodos Bank N.V. Deutschland
  • Prof. Dr. Christian Klein, Corporate Finance, Universität Kassel
  • SÜDWIND e.V.
  • WWF Deutschland

Ansprechpartner für weitere Informationen:

Florian Koss
Head of Communications & Marketing
Triodos Bank N.V.
Mainzer Landstr. 211
D-60326 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0)69-7171-9183
E-mail: florian.koss@triodos.de

Matthias Kopp
Head of Sustainable Finance
Deutschland WWF Deutschland
Reinhardtstr. 18
 D-10117 Berlin
Tel.: +49 (0)151-18854-901
 E-mail: matthias.kopp@wwf.de

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